Ein Blick in den Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD zeigt: Deutschlands Unternehmen stehen vor wichtigen Weichenstellungen. Besonders im Fokus: Compliance, Bürokratieabbau und die ESG-Regulierung. Zwar enthält der Koalitionsvertrag keine expliziten Abschnitte, die sich umfassend der „Unternehmenscompliance“ widmen. Dennoch ergeben sich aus den Vorhaben der Regierungsparteien wichtige Auswirkungen. Wir zeigen Ihnen Kernthemen, die Sie jetzt kennen sollten.
Bürokratie ade? Das Comeback der Wirtschaft erleichtern
Gute Nachrichten für alle, die unter der Last überbordender Vorschriften ächzen: Die Koalition aus CDU/CSU und SPD hat sich dem Bürokratieabbau verschrieben.
Das bedeutet konkret:
- Die Koalition plant ein Sofortprogramm zum Bürokratieabbau mit dem Ziel, die Bürokratiekosten für die Wirtschaft bis Ende 2025 um 25 Prozent zu senken. Dies soll die Einhaltung von Vorschriften vereinfachen und die Belastung für Unternehmen reduzieren.
- Angestrebt wird, bei der Umsetzung von EU-Recht in nationales Recht bürokratische Übererfüllung („Gold-Plating“) zu vermeiden und Parallelregulierungen auf europäischer und nationaler Ebene abzulehnen.
Was heißt das für die Unternehmenscompliance? Weniger bürokratischer Aufwand könnte die Einhaltung von Vorschriften vereinfachen und Ressourcen freisetzen, die anderweitig investiert werden können.
Es gibt allerdings auch Kritik an den Plänen der Regierung. Bemängelt wird, dass oft nur allgemeine Ziele formuliert werden („Bürokratie in großem Umfang abbauen“) und es an konkreten, umsetzbaren Maßnahmen mangelt. Kritiker befürchten, dass genau das sogar zu mehr Rechtsunsicherheit und damit zu neuen Compliance-Herausforderungen führen könnte.
Nachhaltigkeit wird smarter: CSRD und CSDDD im Blick
Auch im Bereich der Nachhaltigkeit plant die Koalition wichtige Anpassungen. Hier geht es vor allem darum, die Unternehmen zu entlasten, ohne die Ziele aus den Augen zu verlieren:
- Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD):
Vereinbart haben die Koalitionäre, die Anforderungen der EU-Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD – Corporate Sustainability Reporting Directive) deutlich zu reduzieren und zeitlich zu verschieben, insbesondere für mittelständische Unternehmen. Dies würde eine Entlastung bei der Erstellung der Nachhaltigkeitsberichte bedeuten, die einen wesentlichen Teil der aktuellen Compliance-Anforderungen in diesem Bereich ausmachen.
- Lieferkettenrecht (CSDDD):
Die Europäische Lieferkettenrichtlinie (CSDDD) soll bürokratiearm und vollzugsfreundlich umgesetzt werden, um die Einhaltung der Sorgfaltspflichten in der Lieferkette für Unternehmen, insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen, praktikabler zu gestalten.
Vorteil für Unternehmen: Trotz steigender Bedeutung von ESG-Themen (Environmental, Social, Governance) sollen die bürokratischen Hürden für Unternehmen minimiert werden. Das ermöglicht es ihnen, sich auf die echten Nachhaltigkeitsziele zu konzentrieren, statt im Formular-Dschungel zu versinken.
Kritik: Die Verschiebung der Berichtspflichten aus der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) für viele Unternehmen um zwei Jahre wird zwar überwiegend als Entlastung begrüßt, aber auch als Verzögerung notwendiger Transparenz kritisiert. Trotz des Aufschubs sollten Unternehmen die gewonnene Zeit nutzen, um Reporting-Strukturen aufzubauen, da die Pflichten spätestens mit der Umsetzung der Richtlinien greifen werden. Der Aufschub sollte also keinesfalls als Freifahrtschein missverstanden werden sollte.
Mehr Freiheit, mehr Verantwortung?
Der Koalitionsvertrag 2025 verspricht eine spürbare Entlastung für Unternehmen durch Bürokratieabbau und eine praxisnähere Umsetzung europäischer Regulierungsvorhaben. Dies könnte die Wettbewerbsfähigkeit stärken und neue Potenziale freisetzen.
Teilweise bleiben die Pläne allerdings zu unkonkret, schaffen potenzielle Rechtsunsicherheiten oder verfolgen den Bürokratieabbau auf Kosten einer effektiven und umfassenden Compliance-Stärkung. Viele der angekündigten Maßnahmen erfordern eine detaillierte Ausgestaltung, deren Auswirkungen auf die Unternehmenspraxis noch abzuwarten sind.
Wichtig: Auch wenn der Bürokratieabbau im Fokus steht, bleibt die Compliance ein zentraler Pfeiler für den Unternehmenserfolg. Gerade im Bereich der Nachhaltigkeit werden die Anforderungen an Transparenz und Sorgfalt weiter steigen. Bleiben Sie am Ball und passen Sie Ihre Compliance-Strategien proaktiv an diese Entwicklungen an.
Haben Sie Fragen zu den spezifischen Auswirkungen des Koalitionsvertrags auf Ihr Unternehmen? Wir stehen Ihnen zur Verfügung und bieten Ihnen insbesondere mit unserem Angebot „Nachhaltigkeits-Compliance, -reporting und -strategie“ unternehmensindividuelle und konkrete Lösungen an.